Gurtverlängerung – legal oder illegal?

Gurtverlängerung – legal oder illegal?

Der Kindersitz ist der sicherste Platz im Auto. Der Nachwuchs ist darin durch eine sichere Befestigung der Autokindersitze und durch das Rückhaltesystem im Kindersitz selbst bei einem Crash bestens geschützt. Auch der Seitenaufprallschutz der Autokindersitze trägt zur Sicherheit bei. Das A und O für die Sicherheit ist jedoch die korrekte Befestigung mit dem Sicherheitsgurt. Nicht fest gesicherte Kindersitze können sich beim Unfall verdrehen oder sogar unter dem Gurt durchrutschen. Hierbei besteht höchste Lebensgefahr für den Nachwuchs.

Gurtverlängerung – legal oder illegal?
Das Thema Gurtverlängerung beschäftigt Eltern immer wieder. Nicht jeder Kindersitz lässt sich ohne Probleme an denen im Fahrzeug vorhandenen Fahrzeuggurten optimal befestigen. Ist da eine Gurtverlängerung die Lösung?

Probleme bei der Befestigung von Kindersitzen und Babyschalen

Seit 2001 ist für alle Neufahrzeuge eine Gurt-Mindestlänge vorgeschrieben. Trotzdem kann es vorkommen, dass der Gurt zur Befestigung des Kindersitzes nicht ausreicht. Besonders rückwärts gerichtete Kindersitze wie Babyschalen oder Reboarder benötigen deutlich mehr Gurtlänge als ein nach vorn ausgerichteter Kindersitz. Bei einigen Modellen kann die Basis des Kindersitzes mittels Isofix extra befestigt werden. Der eigentliche Kinder Sitz enthält zusätzlich Hosenträgergurte. Sollen Babyschale oder der Kinder Sitz herausgenommen werden, dann verbleibt die Basis mit dem Gurt gesichert im Auto. Alle Kindersitze mit Isofix-System schneiden in der Regel bei Tests des ADAC regelmäßig besser ab.

Gurtverlängerung – ist das zulässig?

Die Verlängerung des Sicherheitsgurtes zur Befestigung von Kindersitzen ist nur zulässig, wenn die Gurtschlossverlängerung eine Betriebserlaubnis (ABE) besitzt und eine vom Kraftfahrtbundesamt zugelassene Prüfstelle wie DEKRA oder TÜV die Gurtverlängerung begutachtet und abgenommen hat. Zudem muss die Gutschlossverlängerung in den KFZ-Schein eingetragen werden. Derzeit ist europaweit nur eine einzige Gurtverlängerung ABE erhältlich.

UPDATE 11/2013: Aktuell ist uns keine individuelle Gutverlängerung mit ABE mehr bekannt. Beispielsweise bei Amazon werden reihenweise Verlängerungen mit dem Hinweis „E4-zertifiziert“ angeboten. Eine aktuelle Anfrage an den TÜV-Süd hat ergeben, dass der Begriff „E4-zertifiziert“ nicht aussagekräftig sei, da E4 lediglich das Genehmigungsland (Niederlande) beschreibe. Grundsätzlich sei eine Gurtverlängerung zulässig, wenn diese eine entsprechende Prüfung und Zulassung hat. Für die Prüfung von Sicherheitsgurten kommen die Regelungen 77/541/EWG oder die ECE-R 16 zur Anwendung. Wenn dieser Nachweis für die Gurtverlängerung vorliegt, kann diese laut dem TÜV-Süd verwendet werden.
Fachbetriebe bieten für korpulente Menschen eine Verlängerung des Dreipunkt-Gurtes mit entsprechender TÜV-Abnahme an. Diese dauerhafte Umrüstung des Autos ist sicherlich keine Lösung für das temporäre Problem der Gurtverlängerung beim Einbau eines Kindersitzes. Alle von uns recherchierten Gurtschlossverlängerungen (Zwischenstück zwischen originalem Gurtschloss und Gurt) hatten keinen entsprechenden Nachweis.

Einbau einer Gurtverlängerung für den Kindersitz

Die Gurtverlängerung im Auto wird mit einem Bolzen anstatt des vorhandenen Gurtschlosses angeschraubt. Eine weitere Methode ist die Befestigung direkt am Gurtschloss durch ein Zwischenstück. Der Einbau kann in Eigenregie oder durch eine Werkstatt vorgenommen werden.

Mögliche Folgen des Einbaus einer illegalen Gurtschlossverlängerung

Ein Gurtsystem muss einer Zugkraft von mindestens 17.000 Nm standhalten. Reißt das Gewebe der nicht geprüften Gurtverlängerung bei einem Unfall oder hält die Befestigung der Gurtschlossverlängerung die Fliehkräfte bei einem Aufprall nicht aus, dann können schwerste Verletzung und der Tod mögliche Folgen sein. Der Fahrzeughalter wird für alle Unfallfolgen haftbar gemacht. Das Fahrzeug darf nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen bis die nicht zugelassene Gurtverlängerung entfernt wurde. Eine Geldbuße und Strafpunkte in Flensburg runden die Strafe ab. Selbst wenn der Halter das Fahrzeug nicht selbst lenkt, sondern ein anderer Fahrer den Unfall verursacht, wird ebenfalls der Halter zur Verantwortung gezogen. Die Versicherung sieht im Fall einer nicht zugelassen Gurtverlängerung keinen Handlungsbedarf. Alle finanziellen Folgekosten muss der Halter selbst tragen. Sogar der Handel und auch der Kauf einer nicht zugelassenen Gurtverlängerung für einen Kindersitz sind bereits strafbar.

ABE ist Voraussetzung für die TÜV-Prüfung

Die allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) ist die Voraussetzung für die Abnahme durch TÜV oder DEKRA. Einige, von Autoherstellern angebotene Gurtverlängerungen, passen nicht durch Gurtführungen der Kindersitze. Vor dem Kauf des Kindersitzes sollte daher immer zuerst geprüft werden, ob die Gurtlänge des Dreipunktgurtes passt. Ein nachträglicher Einbau der Gurtverlängerung im Auto schlägt mit Prüfkosten von rund 100 Euro zu Buche.

Unangeschnallt wird es teuer

Die Anschnallpflicht im Straßenverkehr wurde 1976 eingeführt. Reicht der Gurt wegen eines großen Körperumfanges nicht aus, dann muss entweder eine zertifizierte Gurtverlängerung verwendet werden oder ein medizinisches Attest vorliegen. In allen weiteren Fällen beträgt die Bußgebühr 40 Euro (Deutschland), 60 Euro (Schweiz) und rund 35 Euro (Österreich).

Andrea Hoffmann

Andrea Hoffmann

Produkttesterin
Andrea Hoffmann hat bereits über 250 Testberichte veröffentlicht und bezeichnet sich selbst als Shopping-Junkie. Sie testet Produkte wie Kleidung, Kindersitze, Schuhe, Schuhe und natürlich Schuhe. Andrea ist stolze Mutter zweier Kinder. Schon aus eigenem Interesse begleitet sie unsere Kindersitz-Tests. In der wenigen Freizeit fährt sie bei gutem Wetter gerne Inline Skates.
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Zusammenfassung
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Der Kindersitz ist der sicherste Platz im Auto. Der Nachwuchs ist darin durch eine sichere Befestigung der Autokindersitze und durch das Rückhaltesystem im Kindersitz selbst bei einem Crash bestens geschützt. Auch der Seitenaufprallschutz der Autokindersitze trägt zur Sicherheit bei. Das A und O für die Sicherheit ist jedoch die korrekte Befestigung mit dem Sicherheitsgurt. Nicht fest gesicherte Kindersitze können sich beim Unfall verdrehen oder sogar unter dem Gurt durchrutschen. Hierbei besteht höchste Lebensgefahr für den Nachwuchs.
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